Skip to main content

Zahl des Monats: Gib Acht

By 9. Mai 2018Mai 23rd, 2018Allgemein

Volksschule – Grundschule – Volkshochschule

Kommentar von Ludger Reffgen

Als kürzlich die Volkshochschule nach monatelangem Warten zum wiederholten Mal anhand von Belegungsplänen und Schaubildern ihren Raumbedarf präsentierte, schien es – den öffentlichen Reaktionen zufolge -, als habe der neue VHS-Leiter ein Geheimnis gelüftet, dem freudig-erregt ungewöhnlich überschwängliches Lob gebühre. Zuvor war die kommissarische Führung der VHS bei ähnlichen Versuchen immer wieder an der kritischen Bewertung der Politik gescheitert und wegen angeblich unbefriedigender Ergebnisse zur neuerlichen Überarbeitung aufgefordert worden. Auch die Verbandsvorsteherin (die Hildener Bürgermeisterin ist gleichzeitig oberste Chefin des VHS-Zweckverbands Hilden/Haan und in dieser Rolle Dienstvorgesetzte) hatte regelmäßig wie unbeteiligt der Kritik am Arbeitsergebnis ihrer Mitarbeiter zugeschaut.

 

Angepasster Raumbedarf

Nun also endlich der Durchbruch. Die Sache scheint arglos. Aber ist sie das wirklich?

Nach letzten Angaben der VHS werden nun nicht mehr 13 wie bisher, sondern acht Klassenräume benötigt. Voraussetzung: Sie befinden sich unter einem Dach. Die Verbandsvorsteherin zollt darob lobende Anerkennung und erklärt, als Bürgermeisterin wolle sie sich jetzt (!) in Hilden auf die Suche nach passenden Räumen begeben.

Szenenwechsel. Seit Wochen konzentriert sich bei der Diskussion um die Schulentwicklungsplanung das Interesse auf die Standorte der Grundschulen im Hildener Süden: Zwei Grundschulen an der Verlach, zwei zugehörige Dependancen an der Richrather Straße. Während die eine (Gemeinschaftsgrundschule) offenbar per se über jeden Zweifel erhaben zu sein scheint, ist die andere (katholische Grundschule) zur Zielscheibe schulorganisatorischer Planungen geworden.

Bei den Dependancen handelt es sich um alte Schulgebäude, die bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts noch im Dienste guter alter, selbständiger Volksschulen standen – ein Bildungsziel, konfessionell ausgerichtet, von Klasse eins bis Klasse acht.

Womit wir bei der Frage wären, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Selbstverständlich nichts. Zumindest auf den ersten Blick. Und doch ist es immer wieder die Acht, die ins Auge springt und die Phantasie anregt. Man kann sie im Übrigen wunderbar vorwärts und rückwärts schreiben.

Deshalb versuchen wir es jetzt doch einfach mal andersherum: Mal angenommen, die VHS hätte Raumbedarf. Wir benötigten ein Gebäude mit acht Klassenräumen. In den Räumen würden zur Zeit noch Grundschüler lernen. Um das zu ändern, müsste ein Teil der Eltern daran gehindert werden, ihre Kinder weiter an besagter Grundschule anzumelden. Dazu müssten im Schulentwicklungplan zwingende Vorgaben zur Einschränkung des Elternwillens verankert werden. Deshalb wäre es wichtig, über neue Strukturen im Grundschulwesen zu sprechen. Und schon bald könnte die Suche nach acht neuen Klassenräumen für die VHS erfolgreich abgeschlossen werden.

 

Anrüchig

Was an dem hier – rein theoretisch – aufgezeigten Szenario dran ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Auffällig ist, dass erst „jetzt“ mit der Suche nach Räumlichkeiten für die VHS begonnen werden soll, obschon das Problem der von der Erwachsenenbildung genutzten, aber dem Abbruch geweihten Schule an der Furtwängler Straße seit Jahren bekannt ist. Auffällig auch, mit welcher Energie die Stadt die Freizügigkeit bei der Wahl der Grundschule einschränken möchte und dabei den Frust der Betroffenen hochkochen lässt.

Versteckspiel habe in der Politik leider mehr denn je Konjunktur, könnte man meinen. Bloß nicht sagen, was man eigentlich will und was man mit bestimmten Maßnahmen in Wahrheit bezweckt. Niedlich anmutende Parolen wie „Kurze Beine, kurze Wege“ machen schnell die Runde. Aber: Was hat nicht alles kurze Beine? Darauf sollte man in den nächsten Wochen mal etwas Acht geben.

Leave a Reply

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner