Wenn das Freimachen zu großer Wohnungen an vermeintlich unüberwindbaren Hindernissen scheitert, könnte die Stadt älteren Menschen unter die Arme greifen und gleichzeitig dazu beitragen, den Wohnungsmarkt zu entlasten. Mit einem besonderen Service vornehmlich für alleinstehende Personen fortgeschrittenen Alters oder einer Wohnungstauschbörse könnten nach Meinung der Bürgeraktion (BA) unangemessene Wohnverhältnisse kreativ gelindert werden.
Viele ältere Menschen leben in zu großen Wohnungen. Die Ursachen sind vielfältig: der überhitzte Mietmarkt, das insbesondere unter Alleinstehenden vorgerückten Alters weit verbreitete Gefühl, mit einem Umzug überfordert zu sein, die Scheu vieler Senioren, sich auf die mit Vertragsabschlüssen verbundenen Risiken einzulassen. Vor allem aber ist es das Empfinden, vor einem Berg von Problemen zu stehen, ohne dass jemand bei der Lösung hilft. Die Folge: 27 Prozent der allein lebenden Senioren in Deutschland leben auf 100 Quadratmetern und mehr.
Das dürfte auch in Hilden nicht anders sein. Legt man diese Quote zugrunde, dürfte das Potential unangemessener Wohnverhältnisse bei älteren Menschen beträchtlich sein. Die Bürgeraktion regt deshalb in einem Antrag an zu prüfen, „in welcher Form Umzüge sowohl von Mieterinnen und Mietern als auch von Eigentümern aus Wohnungen, die altersbedingt nicht mehr vollständig genutzt werden, unterstützt werden können“. Die Unterstützung solle sich an umzugswillige Hildener Bürgerinnen und Bürger richten, die aufgrund fortgeschrittenen Alters und aufgrund ihrer familiären Situation – zum Beispiel alleinstehend – nicht in der Lage sind, eigenständig zu groß gewordenen, teilweise ungenutzten Wohnraum gegen altersgerechte Wohnverhältnisse zu tauschen. „In diesem Zusammenhang sollte auch die Einrichtung einer Wohnungstauschbörse in Betracht gezogen werden“, erweitert BA-Ratsherr Ludger Reffgen den Vorschlag.
Wohnungstausch gegen Wohnungsnot
Der Attraktivität Hildens als Wohnstadt stünden aufgrund der hohen Siedlungsdichte und der weitestgehend aufgebrauchten Flächenreserven zur Bebauung kaum mehr Möglichkeiten zur Expansion und Neubautätigkeit gegenüber, schreibt die BA zur Antragsbegründung. Umso mehr müsse die Stadt ein vitales Interesse daran haben, wenn Wohnungen in familienfreundlicher Größe adäquat genutzt werden. Weil jede auf diese Weise dem Markt zur Verfügung gestellte Wohneinheit kurzfristig zusätzlichen Wohnraum schaffe und andererseits in der ohnehin eng bebauten Stadt nicht neu errichtet werden muss.
Tatsächlich stehe die allgemein hohe Nachfrage nach Wohnraum im Widerspruch zu den Wohnverhältnissen insbesondere vieler älterer Menschen, die infolge geänderter Lebensumstände inzwischen in zu großen Wohnungen lebten. Oft sei der Sterbefall des Partners, eine Trennung oder der Auszug der Kinder die Ursache, dass Wohnraum nicht mehr vollständig genutzt werde. Viele könnten sich dann durchaus vorstellen, in eine kleinere Wohnung zu ziehen.
Erster Versuch am Rathaus gescheitert
Ein Umzug sei aber gerade für die ältere Generation oft mit Schwierigkeiten verbunden, zumal, wenn sich die Betroffenen mit dem Umzugsmanagement überfordert fühlten. Helfen könne ein städtischer Service für umzugswillige Wohnungsinhaber – Mieterinnen und Mieter, aber auch Wohnungseigentümer. Ob sich das städtische Service-Angebot auf die Dienstleistung einer Umzugshilfe beschränke, oder mit zusätzlichen Anreizen verbunden werde, sei zunächst zweitrangig.
Die Bürgeraktion hatte bereits vor einigen Jahren versucht, in Hilden eine Wohnungstauschbörse für ältere Menschen zu initiieren. Damals stand die Verwaltung dem Vorschlag ablehnend gegenüber. Entsprechend fiel das Votum im Rat aus. Da sich das Problem jedoch nach wie vor als völlig ungelöst darstelle, unternehme die Bürgeraktion mit dem aktuellen Antrag einen neuen Vorstoß und stelle ihren Vorschlag erneut zur Abstimmung.