Als die Bürgeraktion Ende März im Stadtrat vorschlug, die Verwaltung solle einmal prüfen, ob unter bestimmten Bedingungen ein Jugendtreff im Hildener Stadtzentrum eingerichtet werden könne, konnten einige sich das Lachen nicht verkneifen. Gerade waren damals die städtischen Finanzen mit einem diesjährgen Defizit von über acht Millionen Euro beschlossen worden. Schlechte Zeiten für neue Ideen!
Wie steht’s aktuell, wenige Tage vor der Kommunalwahl, um die Jugendpolitik in Hilden?
Immerhin spielte das zur Zeit schlechte Angebot für Jugendliche in der Innenstadt beim Speed Debating des Jugendparlaments in der vergangenen Woche eine maßgebliche Rolle. Viele junge Leute wünschten sich, dass daran etwas geändert wird. Bei der sich anschließenden VHS-Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten fiel auf, dass das Thema inzwischen zumindest auch bei SPD und Grünen Spuren hinterlassen hat und nach einer Lösung verlangt. Fragt sich, wie eine solche aussehen könnte!
Schon ziemlich konkrete Vorstellungen hat dazu bereits die Bürgeraktion vorgelegt. Treffmöglichkeiten für Jugendliche in der Innenstadt seien sowohl am Tage wie in den Abendstunden in den letzten Jahren Mangelware geworden, stellt die BA-Fraktion in einer Situationsanalyse fest. Zahllose abendliche Freiluftgelage auf innenstadtnahen Spielplätzen und Grünanlagen sowie unter Brücken zeugten von fehlenden Treffangeboten für junge Leute im Stadtzentrum. Mit den bekannten Folgen: Lärmende Jugendliche würden von Nachtruhe suchenden Anwohnern als Belästigung empfunden. „Polizeieinsätze und ordnungsrechtliche Mittel können das Problem aber nicht wirklich lösen“, sagt Ludger Reffgen, Bürgermeister-Kandidat der Bürgeraktion.
Ein Jugendcafé, eine nicht kommerzielle Anlaufstelle in der Innenstadt zum Zeit verbringen und nette Leute treffen, gebe es nicht. Genau eine solche Einrichtung, ist Reffgen überzeugt, könnte aber den Bedarf der Jugendlichen nach einer Alternative zu Spielplätzen und Parkanlagen aufnehmen. Eine Bleibe im Herzen der Stadt für junge Menschen zwischen 10. Klasse und Berufseinstieg, die auch an Wochenenden, Feiertagen und in den Schulferien geöffnet hat – ohne Konsumzwang.
Keine leichte Aufgabe angesichts leerer Kassen. Um der Idee eines Jugendcafés trotzdem überhaupt eine Chance zu geben, setzt Reffgen auf die Beteiligung und Förderung des freiwilligen Engagements junger Menschen, zum Beispiel in einem Ehrenamtsteam. Durch Mitbestimmung, Mitverantwortung oder gar Selbstverwaltung könnte ein Projekt verwirklicht werden, das unter anfänglicher Federführung der Stadtverwaltung, zu einer Gemeinschaftsaufgabe in der Stadt werden könnte: unter vielfältiger Beteiligung sozialer Träger und Institutionen und beispielsweise eines zu gründenden Fördervereins „Jugendtreff Innenstadt“.
Wichtig sei, so Reffgen, durch gute Ideen die mit fehlendem Geld begründete Lähmung zu überwinden. Daher sollte das Projekt die Jugendlichen und ihre Ideen von Beginn an maßgeblich einbeziehen und nur bei Bedarf hauptamtlich ergänzt werden. Jugendliche dürften mit ihren Problemen nicht an den Stadtrand geschoben werden. „Jugendtreffs müssen dort angeboten werden, wo die Jugendlichen sich aufhalten.“ Deshalb könne ein Jugendcafé in der Innenstadt auch keine Konkurrenz zu anderen Jugendeinrichtungen in der Stadt darstellen, aber diese sinnvoll ergänzen, ist Reffgen überzeugt.