Beim Rätseln um die neue Amtsleitung gibt es mehr Fragezeichen als Aufklärung
Die Bürgeraktion sorgt sich um die Zukunft des Kulturamts. Seine Leitung ist seit Wochen vakant. Amtsleiterin Monika Doerr war Anfang September in den Ruhestand gewechselt. Ihr Abschied kam nicht überraschend. Er war seit Jahresbeginn angekündigt. Über die Nachfolge indes wird gerätselt. Bürgermeisterin und Kulturdezernent hüllten sich lange in Schweigen.
Das jedoch schien auch neun Monate nach Bekanntwerden der sich abzeichnenden Vakanz – abgesehen von einigen hauptamtlichen Akteuren in den kulturellen Einrichtungen der Stadt – niemanden zu interessieren, geschweige denn zu stören.
Ende September erkundigte sich die Bürgeraktion offiziell nach der weiteren Entwicklung in dem publikumsrelevanten Amt. In einer Anfrage wollte die BA von der Bürgermeisterin wissen, wie, wann und mit wem es im Kulturamt weitergeht, und ob es vielleicht Organisationsüberlegungen gibt, die möglicherweise in die vorhandenen Strukturen der diversen kulturellen Institutionen der Stadt eingreifen.
Kultur-Amtsleitung mit Teilzeitkräften?
In ihrer Antwort teilte die Verwaltungschefin durch Personaldezernent Danscheidt nebulös mit, es seien intern Modelle entwickelt und diskutiert worden. Dabei seien die Würfel für eine Variante gefallen, die auf vorhandenem Personal beruhe und die stellvertretende Musikschulleitung einbeziehe. Daher erfolge die Ausschreibung ausschließlich intern. Das Kulturamt solle künftig einerseits unter „führungsspezifischen“, andererseits unter „kulturell-inhaltlichen Anforderungen“ durch Halbtagskräfte geleitet werden. An den weiteren Planungen solle die Organisationsabteilung beteiligt werden. Über deren Ziele schweigt sich die Stellungnahme aus.
Die Bürgeraktion hält das für wenig überzeugend und sieht ihre Anfrage damit nur äußerst unzureichend beantwortet. Nach Ansicht von BA-Fraktionschef Ludger Reffgen tun sich mit der Antwort mehr Fragezeichen auf, als Aufklärung erzeugt wird. Er hat sich daher erneut an die Bürgermeisterin gewandt. Die über den Personaldezernenten erteilte Antwort falle so unklar und verstellt aus, dass von einer aufschlussreichen Information nicht die Rede sein könne, schreibt Reffgen. Deshalb möchte die BA die Angelegenheit jetzt im Kulturausschuss zum Thema machen und bittet die Bürgermeisterin, den Sachverhalt um die Nachfolgeregelung im Kulturmanagement der Stadt und die Organisationsstruktur im Kulturamt in einer Sitzungsvorlage aufzubereiten.
„Wenn die Position spartenübergreifend kompetent besetzt wird, liegt in dem Wechsel eine Chance“
Während es auf der Position der stellvertretenden Amtsleitung, die für gewöhnlich die administrative Rolle spielt, in der Vergangenheit immer wieder Wechsel gab, hatte es an der Spitze des Amts, die auch für den Kreativpart steht, über mehr als zwei Jahrzehnte Kontinuität gegeben. Dabei sei die Gefahr, sich in der gleichmäßigen Fortschreibung zu verschleißen, naturgemäß nicht unbegründet und gerade für die auf kreative Ideen angewiesene Kulturszene im Zweifel fatal. Deshalb, so Reffgen, könnte nach vielen Jahren des Gleichklangs mit einem Wechsel ein Neubeginn einhergehen, dem die Chance zufiele, neue Kräfte und Ideen freizusetzen. Vorausgesetzt, so der frühere Kulturausschussvorsitzende: „Die Position wird spartenübergreifend kompetent besetzt und nicht nur unter haushalterischen Gesichtspunkten gefüllt.“ Nur so lasse sich für die Stadt ein ebenso qualitativ hochwertiges wie ungewöhnlich reichhaltiges und vielseitiges Kulturangebot garantieren.
Ob es tatsächlich dazu kommt, daran hegt die BA starke Zweifel. Der zuständige Fach-Dezernent, Sönke Eichner, der bereits bei seinem Amtsantritt vor annähernd zwei Jahren keinen Hehl daraus machte, dass Kultur nicht zu seinen Stärken zählt, ist bisher nicht als engagierter Kurator der Hildener Kultur in Erscheinung getreten. Das dämpft die Erwartungen an die künftige Entwicklung eines Amts, das sich unter Monika Doerr auf eine große Tradition mit klangvollen Namen von nationaler Reputation stützen konnte: Hubertus Franzen, nach seiner Hildener Zeit Intendant der Münchner Philharmoniker und Barbara Kisseler, zuletzt bis zu ihrem allzu frühen Tod Hamburger Kultursenatorin.