KOMMENTAR VON LUDGER REFFGEN
Soviel Eigenständigkeit und Mut hätten ihm manche wohl gar nicht zugetraut. Was der Bürgermeister am Mittwochabend im Finanzausschuss an den Tag legte, verdient Anerkennung. Sich gegen seine Dezernenten und beträchtliche Teile der Politik – SPD und Grüne schäumen – zu stellen, bedeutet Mut und Augenmaß zugleich.
Andererseits – und auch das gehört zur Betrachtung: Pommer dürfte erkannt haben, dass der Flaschenhals für ihn und seine Wiederwahl im kommenden Jahr immer enger wird. Die dustere Haushaltslage dürfte es schon schwer genug machen, dafür eine positive Stimmung zu erzeugen. Sich dann noch den geballten Zorn der Umweltschützer zuzuziehen und bei den Rechten ein Spießrutenlaufen wegen irrer Kosten für eine Flüchtlingsunterkunft überstehen zu müssen – keine rosigen Aussichten für den Wahlgang, dem sich der Bürgermeister 2025 stellen muss, wenn er nicht nach einer Wahlperiode aus dem Amt scheiden will.
Ob die Gründe, die Pommer für seine Entscheidung anführt, sich im Laufe der nächsten Zeit alle als stichhaltig und tragend erweisen werden, mag dahingestellt sein. Beim signifikanten Rückgang der Flüchtlingszahlen mögen Zweifel berechtigt sein. Viel wichtiger ist: Er hat mit seiner Entscheidung eine Zäsur bewirkt, die neues Denken über alternative Lösungen ermöglicht und dabei hoffentlich die Finanzlage nicht aus den Augen verliert. Diese Chance sollte genutzt werden.