Im Hals-über-Kopf-Verfahren hatten die Mitglieder des Finanzausschusses im März die Prioritätenliste der Stadt für die Sanierung der Kunstrasenplätze durcheinander gewirbelt. Nachdem CDU-Ratsfrau Claudia Schlottmann von zwei Spielerverletzungen beim VfB zu berichten wusste, die angeblich auf das Konto einer löchrigen Deckschicht in der Platzoberfläche gingen, sah sich der Ausschuss gezwungen, unmittelbar die Notbremse zu ziehen und die Signale für eine kurzfristige Platzsanierung an der Hoffeldstraße auf Grün zu stellen.
Als das Sportamt gleich am nächsten Tag ans Werk ging, die Löcher zu suchen, staunten viele Beteiligte nicht schlecht: Außer einer schadhaften Naht – und die war nicht einmal Ursache für die Verletzungen – ließ sich rein gar nichts finden. Die Naht war schnell repariert und der Platz nach einer kurzen Sperre auch wieder bespielbar.
Ob angesichts dieser überraschenden Entwicklung, mit der niemand zuvor gerechnet hatte, die Verwaltung die komplette Platzsanierung wirklich als extrem dringend betrachte, wollte daraufhin die Bürgeraktion in einer Anfrage wissen. Und welche Möglichkeiten die Stadt ansonsten habe, die Sanierung mit Rücksicht auf den Trainings- und Spielbetrieb so schonend wie möglich abzuwickeln.
Nach Abwägung der Sach- und Faktenlage könne von einer Dringlichkeit nur bedingt gesprochen werden, schränkt jetzt die Verwaltung in der Antwort gegenüber BA-Ratsfrau Sabine Kittel ein. Ein sofortiger Austausch des Kunstrasenbelags sei aus Sicherheitsgründen nicht zwingend notwendig. Es bestehe kein Zusammenhang zwischen Verletzungen von Spielern und dem Zustand der Platzanlage.
Auch der Fußballverband habe den Platzzustand nicht beanstandet. An der Erneuerungsbedürftigkeit der Deckschicht bestehe wegen der intensiven Beanspruchung zwar grundsätzlich kein Zweifel. Dennoch – gibt die Verwaltung zu bedenken – stünde eine vorgezogene Sanierung im Widerspruch zur positiven Entwicklung der Sportplatzanlagen. Weil unter anderem die mit den Kunstrasenplätzen verbundene Steigerung der Nutzungsstunden auf die Schnelle im laufenden Betrieb nicht auszugleichen sei.
Sollte es politisch gewünscht sein, könnte die Sanierung zwar noch in diesem Jahr stattfinden, heißt es weiter in der Stellungnahme. Aus zeitlichen Gründen könne das aber nur unter schwer kalkulierbaren Umständen geschehen. Mit entsprechendem Vorlauf könnte die Sanierung in 2018 wesentlich verlässlicher und weitestgehend ohne Risiken über die Bühne gebracht werden.
In einer Sondersitzung am 29. Mai sollen dem Schul- und Sportausschuss jetzt die Ablaufpläne für eine Sanierung in 2017 oder 2018 präsentiert werden, bevor die Mitglieder eine abschließende Entscheidung treffen.
KOMMENTAR
Sportplatz Hoffeldstraße: Einem Irrtum aufgesessen
Bei der Entscheidung, die für 2018 geplante Sanierung des Sportplatzes Hoffeldstraße auf dieses Jahr vorzuziehen, ist der Stadtrat einem Irrtum aufgesessen. Die Begründung, die den Rat veranlasste, eine besondere Dinglichkeit für ein kurzfristiges Handeln zu unterstellen, weil angeblich bereits Gefahr im Verzug sei, erwies sich bei genauerem Hinsehen als nicht haltbar. Im aktuellen Sprachgebrauch könnte man auch von „alternativen Fakten“ sprechen.
Deshalb sollte der Rat schnellstens wieder zu den Regeln des Fair-Play zurückkehren und seine Entscheidung auf eine seriöse Grundlage stellen; will heißen revidieren. Wer versucht, mit einem Foul das Spiel für sich zu beeinflussen, riskiert disqualifiziert zu werden. In der Demokratie haben die Wähler die Schiri-Funktion und mit dem Stimmzettel die Macht, einen Platzverweis auszusprechen.
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