BA: «Eine vertane Gelegenheit anlässlich 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland»
Die Bürgeraktion (BA) kritisiert, dass der Ratsbeschluss, mit einer Stele des jüdischen Mitbürgers Leo Meyer zu gedenken, nur sehr schleppend umgesetzt wird.
Dieses Jahr wurde quer durch die Republik vielerorts auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland hingewiesen. Zahlreiche Veranstaltungen zeichneten ein vielschichtiges Bild und vermittelten einen Eindruck über die äußerst wechselvolle Geschichte und Kultur der Juden in unserem Land.
Auch viele Städte des Kreises Mettmann haben sich daran beteiligt. „Hilden hätte in diesem Rahmen einen sehr schönen Beitrag leisten können“, stellt die BA mit Bedauern fest: Mit der vom Rat beschlossenen Gedächtnis-Stele zum Gedenken an den Hildener Leo Meyer, der, selbst aus Nazideutschland nach Belgien geflüchtet, dort anderen Flüchtlingen beispiellos geholfen hat, zu überleben.
Zur Erinnerung: Der Hildener Stadtrat hatte Mitte vergangenen Jahres dem Antrag einer Bürgerin mit großer Mehrheit zugestimmt, mit einer solchen Stele an profilierter Stelle im Stadtzentrum an den selbstlosen und vorbildlichen Einsatz Leo Meyers zu erinnern und damit posthum einen Beitrag zu seiner Rehabilitierung zu leisten. Meyer war in der Nazizeit nach Belgien geflüchtet und hatte dort seinen Besitz unter anderem zur Überlebenshilfe von Waisenkindern eingesetzt. In Hilden hatten sich derweil örtliche Nazigrößen Meyers Haus und Hof unter den Nagel gerissen. Sein Leben endete tragisch mit dem erfolglosen Versuch, in der Nachkriegszeit auf dem Rechtsweg wieder zu seinem Recht und an sein Eigentum zu kommen.
„Obgleich inzwischen mehr als ein Jahr vergangen ist, wurde von diesem Ratsbeschluss bisher noch nichts umgesetzt“, übte die Bürgeraktion im Kulturausschuss Kritik an der bisherigen Vorgehensweise und bedauerte den Stillstand. Schade auch, dass bislang jedenfalls auch im kommenden Jahr keine Umsetzung geplant sei. Denn auf Nachfrage der Bürgeraktion im Ausschuss für Kultur und Heimatpflege, bestätigte Kulturdezernent Sönke Eichner, dass im Haushaltsentwurf für das Jahr 2022 kein Geld dafür vorgesehen sei. Die dürftige Begründung: Bisher sei noch nicht über einen geeigneten Platz entschieden. In Kürze erst soll es eine Präsentation geeigneter Stellen geben. Darüber hinaus sei auch noch keine Entscheidung über die Auswahl des Künstlers, die bevorzugten Materialien oder gar die Gestaltung getroffen – wichtige Voraussetzungen um Kosten zu beziffern.
Für die Bürgeraktion ist nicht nachvollziehbar, wieso für diese Entscheidungen so viel Zeit benötigt wird. „Schade, um die vertane Zeit und die vertane Gelegenheit, eine gute Idee im günstigen Rahmen umzusetzen.“
Damit nicht absehbar ein weiteres volles Jahr verloren geht, hat BA-Fraktionschef Ludger Reffgen für den nächsten Hauptausschuss einen Antrag angekündigt, mit dem die Finanzierung der Stele im kommenden Jahr gesichert werden soll.