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Das Thema ist polarisierend und emotionsgeladen wie kaum ein anderes. Da machte auch die jüngste Ratssitzung keine Ausnahme.

 

Die an ihre Grenzen stoßende Aufnahmekapazität in den diversen städtischen Unterkünften macht es erforderlich, zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Ein schwieriges Unterfangen. Entweder, man muss neue Montagebauten errichten, was nicht von heute auf morgen geht, oder es werden vorübergehend andere Einrichtungen wie eine Turnhalle zweckentfremdet und kurzfristig umgerüstet, was an anderer Stelle naturgemäß „Zusammenrücken“ bedeutet.

 

INFO 

Vor zwei Jahren war die Stadtverwaltung noch der Meinung, auf einen der Container-Standorte für Migranten in Hilden mangels Flüchtlinge verzichten zu können. Begründung: Die Unterkünfte würden nicht mehr gebraucht, seien in schlechtem Zustand und es gebe „keine Ersatzteile mehr“. Dann kam im Februar letzten Jahres der Ukraine-Krieg und die Situation änderte sich schlagartig.

Herkunftsländer: Die Top-fünf sind derzeit Syrien, Afghanistan, Ukraine, Iran, Irak.


So oder so eignet sich der seriöse Umgang mit dem Thema jedenfalls nicht für populistische Erklärungen, andernfalls man schnell den Verdacht fremdenfeindlicher Stimmungsmache auf sich lenkt.
So erging es in der Ratssitzung der FDP. Sie war sich nicht zu schade zu behaupten, Migranten würden ihr Fluchtziel Deutschland an der hier üblichen Barauszahlung von Hilfen zum Lebensunterhalt ausrichten. Ein zwar vielfach an Stammtischen zu hörendes, jedoch keineswegs zutreffendes Vorurteil, was da populistisch bedient wurde und sogleich auf Widerstand stieß.

Wer sich in der Auseinandersetzung um das Flüchtlingsthema grobschlächtiger Parolen, Verallgemeinerungen und falscher Behauptungen bedient, darf sich nicht wundern, politisch in der rechten Ecke verortet zu werden.

Dass Deutschland von vielen Migranten als Ziel ausgewählt wird, hat – wenn überhaupt – sehr wenig mit dem Auszahlungsmodus von Hilfsleistungen zu tun, sondern vornehmlich damit, dass unser Land weltweit als hoch entwickelt und weltoffen gilt und ihm international gute Zukunftschancen und ein hoher Lebensstandard zugeschrieben werden. Ebenso als Fußballnation ist Deutschland auch in vielen unterentwickelten Regionen der Welt bekannt, beliebt und – das sollte nicht unterschätzt werden – attraktiv. Im Übrigen ist es auch der von vielen Deutschen gerne in der Welt zur Schau getragene Wohlstand, der seine Wirkung nicht verfehlt, in vielen ärmeren Regionen imponiert und der Aufmerksamkeit nicht entgeht.

Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass sich viele Migranten bei ihrer Flucht andererseits auch gezielt gegen Deutschland entscheiden und beispielsweise Frankreich oder England vorziehen. Aus dem einfachen Grund, weil die deutsche Sprache weit verbreitet im Ruf steht, sehr schwer zu sein und sich viele Migranten, insbesondere aus dem afrikanischen Raum, von einer Flucht in ein englisch- oder französischsprachiges Land ein erleichteres Fußfassen versprechen.

So gesehen hätte etwas mehr Sachlichkeit dem Thema im Rat mit Sicherheit nicht geschadet und eine erhitzte Debatte erübrigt.

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