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„Es geht um Menschenleben“ hatte noch bedeutungsvoll am Vortag bei der Demonstration vor dem Landtag gegen die Schließung der Krankenhäuser in Hilden und Haan in selbstgemalten grünen Lettern auf einem Transparent gestanden. Bei der außerordentlichen Ratssitzung am Donnerstagabend war von diesem Geist nicht mehr viel zu spüren. Obschon zuvor wiederholt die Gemeinsamkeit der Demokraten beschworen worden war, ging es bei der Ratssitzung zusehends darum, kleinliche Parteipolitik in den Vordergrund zu stellen und sich politisch wechselseitig das Leben schwer zu machen.

 

Begonnen hatte zunächst alles mit der obligaten Einwohner-Fragestunde, bei der einer der Demonstrations-Initiatoren von der Übergabe der von knapp 60.000 Menschen unterzeichneten Petition am Vortag am Düsseldorfer Landtag berichtete. Genauso wie von einem am Vorabend mit Landesgesundheitsminister Karl Josef Laumann in Düsseldorf geführten Gespräch, bei dem der Minister zur Krankenhaus-Rettung in Hilden und Haan einer kleinen Bürger-Delegation außer dem Hinweis auf laufende, ergebnisoffene Verhandlungen und Prüfungen nichts Neues zu vermelden hatte. Deshalb, so der Bürger, wolle er vom Stadtrat wissen, welche Pläne es seitens der Kommunalpolitik zur Rettung der Krankenhäuser gebe, und ob hinsichtlich der vielen negativen Nachrichten und Überraschungen der letzten Wochen auch Alternativen eingeplant würden. Denn das Ergebnis der  von und mit der Trägergesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) gerade anlaufenden Verhandlungen und Prüfungen könne ja auch negativ ausfallen.

Er wolle sich jetzt ganz auf die Verhandlungen mit dem potentiellen Übernahmeträger GFO verlassen, antwortete Bürgermeister Pommer und erteilte Überlegungen zu einem ‚Plan B‘ eine Absage. An anderer Stelle räumte Pommer jedoch wenig später ein, wenn ‚Plan A‘ nicht funktioniere, „stünden wir vor einem Gebäude ohne Personal. Vorsichtig formuliert“, wie er ergänzte.

Argumentative Akrobatik

So richtig ausschließen mochte den damit beschriebenen GAU an diesem Abend in der Stadthalle wohl niemand. Selbst nicht CDU und SPD, die sich gleichwohl redlich im rhetorischen Slalomstil bemühten – ganz im Sinne des politischen Klein-Klein –, unter allen Umständen die von der Bürgeraktion (BA) angeregte Beauftragung der Verwaltung, vorsorglich gemeinsam mit dem Landrat auf kommunaler Basis Alternativen zu prüfen und im Falle des Scheiterns gewappnet zu sein, zu verhindern.

Doch diese argumentative Akrobatik war nicht die einzige fragwürdige Kuriosität an dieser Ratssitzung. Denn, war es wirklich purer Zufall, dass ausgerechnet am Vorabend, also pünktlich zum Sitzungstermin, hinsichtlich eines potentiellen Übernahmeträgers für das Hildener Krankenhaus die Katze aus dem Sack gelassen wurde? Vielleicht geschehen ja bisweilen noch Zeichen und Wunder – aber muss man auch daran glauben?

Und wie geht man dann mit dem Zeichen der Hoffnung um? Derweil der Gesundheitsminister Bezirksregierung und Rettungsdienste weiterhin an einen Tisch holt, um für den Fall der Fälle eine Notfallversorgung vorzubereiten und in petto zu haben, Fachleute, wie der Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Mettmann, mahnen „Wir müssen auf alle Szenarien vorbereitet sein“, mögen in Hilden Ratsmehrheit und Bürgermeister von solchen Überlegungen nichts hören.

„In der Krankenhaus-Trägerschaft neue Wege gehen“

Ganz anders die SPD im Kreis und im Landtag, deren lautstarke Forderung, bei der Trägerschaft von Krankenhäusern neue Wege zu gehen und dabei auch die Kommunalisierung zu prüfen, wie selbstverständlich von den Hildener Genossen gutgeheißen wird. Das mag verstehen wer will.

Ach ja, auch das passt in die Reihe der Kuriositäten: Die hiesigen Landtagsabgeordneten, von denen man wochenlang, als die Menschen zu tausenden auf die Straße gegangen sind, keine Silbe gehört hat – geschweige denn, dass man sie bei den diversen Kundgebungen gesehen hätte –, treten, kaum dass sich Hoffnung abzeichnet, auf den Plan, um den Erfolg zu feiern und sich in seinem Licht zu sonnen. Zumindest in Hilden. Den Haanern streuen sie weiter Sand in die Augen.

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