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Mit einem klaren Bekenntnis hat sich die Bürgeraktion zur Zukunft des Wilhelm-Fabry-Museums geäußert.


In einer Presseanfrage hat das lokale Online-Nachrichten-Portal
Anzeiger24 die Fraktionen im Kulturausschuss um eine Stellungnahme zur Zukunft des Museums gebeten. Darüber hinaus ging es auch ganz allgemein um die Fragestellung, ob Kultur in Zeiten knapper Kassen als verzichtbarer Luxus zu betrachten sei.

Die Mehrzahl der Fraktionen hat offenbar keine Meinung zu dem Themenkomplex, oder hält es zumindest nicht für nötig, die Anfrage zu beantworten. Nachdem zunächst nur die BA als einzige Ratsfraktion ein Statement abgegeben hatte, hat sich inzwischen die Zahl der Stellung nehmenden Fraktionen auf zwei von sieben erhöht.

Für die BA-Fraktion antwortete Ludger Reffgen, ehemals Kulturausschuss-Vorsitzender, auf die Anzeiger24-Fragen.

 

Anzeiger24: Es ist festzustellen, dass der Betrieb des Museums um ein Vielfaches mehr kostet als er einbringt. Welche Auswirkungen hat die prekäre Haushaltslage auf den Fortbestand des Stadtmuseums? Und: Wie viel kann/darf/sollte sich die Stadt in Bezug auf das Fabry-Museum leisten, auch angesichts der Haushaltslage?

REFFGEN Kultur darf nicht allein unter Kostengesichtspunkten gesehen werden. Wenn man nicht will, dass Kultur einer elitären Schicht vorbehalten bleibt, dass sie nicht ausschließlich oder überwiegend auf reiche Mäzene angewiesen ist, bleibt Kultur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die aus öffentlichen, das heißt Steuermitteln zu finanzieren ist.

Das Museum versteht sich als kulturelle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Eine Gesellschaft, die aufgibt sich zu ihrer Vergangenheit zu bekennen und Lehren aus der geschichtlichen Entwicklung wach zu halten, begibt sich eines sehr wichtigen Wesensmerkmals menschlicher Existenz: Gerade die menschliche Fähigkeit, Erfahrungen – nicht nur Instinkte – zur Grundlage des Handelns zu machen, unterscheidet den Menschen auf seiner Entwicklungsstufe von anderen Lebewesen. Dazu gehört es auch, sich die kulturelle Entwicklung bewusst zu machen. Im Umkehrschluss: Es nicht zu tun, wäre Ausdruck einer gewissen Dekadenz. Deshalb wird es immer wieder darauf ankommen, dass sich Menschen finden – auch in der Politik –, die sich dieser Herausforderung stellen und die Kultur gegen den Rotstift einer allzu wirtschaftlichen Betrachtung verteidigen.

Anzeiger24: Wie stehen Sie zum Projekt Neubau/Erweiterung Wilhelm-Fabry-Museum?

REFFGEN Wir sehen das Museum als integralen Bestandteil des kulturellen Angebots der Stadt Hilden. Das Museum ist zur Zeit nicht optimal untergebracht. Das Museum profitiert zwar von der unmittelbaren Nachbarschaft zur historischen Kornbrennerei, einem reizvollen, voll intakten, denkmalgeschützten Kleinod der Produktion hochprozentiger Alkoholika. Dennoch sind die Räumlichkeiten z.B. hinsichtlich der besonderen, medizin-historischen Sammlung sehr eingeschränkt und beengt. Insoweit wäre eine Erweiterung, zudem an exponierter Stelle der Stadt, aus unserer Sicht mehr als wünschenswert. Leider fehlen dafür zur Zeit die finanziellen Spielräume. Dennoch sollte die strategisch-vorausschauende Bevorratung einer Erweiterungsmöglichkeit – wie sie am Standort der alten Löwen-Apotheke und des ehemals griechischen Clubs gegeben sind – nicht leichtfertig aus der Hand gegeben werden. Sie sollte realisiert werden, sobald die finanziellen Voraussetzungen gegeben sind, die einzelnen Säulen des Wilhelm-Fabry-Museums, Fabry-Sammlung, Breloh-/Becker-Nachlass und die heimatgeschichtliche Abteilung in einem Neubau zusammenzuführen und räumlich mit der historischen Kornbrennerei zu verknüpfen.

Visionär verbinden wir mit einem Museumsneubau eine architektonisch ansprechende Lösung, die geeignet ist, das Umfeld des Fritz-Gressard-Platzes insgesamt stadtplanerisch maßgeblich aufzuwerten.

Anzeiger24: Was könnte man tun, um noch mehr Besucherinnen und Besucher ins Museum zu locken?

REFFGEN Die Bürgeraktion hat vor drei Jahren den Antrag gestellt, ähnlich wie Düsseldorf eine Aktion „Sonntags ins Museum“ auszurufen und mit der Hildener Beteiligung das Zustandekommen eines regionalen Netzwerks zu unterstützen, bei dem der – kostenlose – Museumsbesuch am Wochenende im hiesigen Raum gezielt in den Fokus familiärer Freizeitgestaltung genommen wird. Der Antrag wurde leider im Kulturausschuss mehrheitlich abgelehnt.


Anzeiger24: Der Kulturausschuss hat zum Thema „Sammlung Breloh“ beschlossen, dass die Stadt Hilden den Nutzungsvertrag mit der Erbengemeinschaft um zehn Jahre verlängert und dass die Stadt einige Umbauten rund um die Alte Apotheke finanziert. Laut Auskunft des Kulturamtes werden dafür 30.000 Euro veranschlagt. Welche Bedeutung hat für Sie als Kulturpolitiker die geplante Aufwertung der Alten Apotheke und die Nachlass-Verwaltung der Breloh-Sammlung für den Kunststandort Hilden – unter anderem im Hinblick auf die Haushaltslage?

REFFGEN Bei der Nachlassverwaltung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Breloh-Nachlass, tut die Stadt gut daran, eine Balance zu finden zwischen der Verantwortung für kulturelles Erbe und ihren finanziellen Möglichkeiten. Die objektive Einordnung kultureller Werte ergibt sich häufig erst im Laufe der Zeit. Als die Stadt vor vielen Jahren die Annahme einer umfangreichen Sammlung an Werken von Andy Warhol aus einem Kunst-Nachlass ablehnte, standen auch kurzsichtige wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Wo stünden wir heute, wenn seit damals nicht Mannheim sondern Hilden zum Mekka vieler Kultur-Touristen geworden wäre? Heinz Breloh ist ein Kind dieser Stadt und was liegt näher, als dass die Stadt sich mit ihm und seinem Lebenswerk identifiziert. Heinz Breloh ist ein Kind dieser Stadt und was liegt näher, als dass die Stadt sich mit ihm und seinem Lebenswerk identifiziert.

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