Bei der umweltverträglichen Erzeugung von erneuerbarer Energie verlangt die BA mehr Engagement im Rathaus.
Welche Maßnahmen ergreift die Stadtverwaltung, um das im Vergleich zu anderen Städten weit überdurchschnittlich große Dachflächen-Potential von Logistik- und Industriegebäuden in Hilden zur Produktion von Solarstrom zu nutzen?
Mit deutlicher Verzögerung ist Bürgermeister Claus Pommer jetzt auf Fragen der Bürgeraktion (BA) zur Nutzung von Gewerbedächern für die Energiegewinnung in Hilden eingegangen. Im Vorfeld der Ratsentscheidung über das Für und Wider einer Freiflächen-Photovoltaikanlage in Karnap-West kurz vor Weihnachten hatte die BA-Fraktion bereits Anfang November der Verwaltung einen Fragenkatalog präsentiert.
Der BA sei es nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Ludger Reffgen bei den Fragen in der Hauptsache um politisch-strategische Überlegungen gegangen, ob und wie die großflächige Nutzung äußerst knapper Freiflächen in Hilden durch mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern zu kompensieren sei. Konkret wollte die BA beispielsweise wissen, ob die Dachflächen einer riesigen neuen, am Westring geplanten Logistik-Halle mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden.
In ihrer Stellungnahme äußert sich die Verwaltung dazu widersprüchlich. Mindestens die Hälfte der Dachfläche des Neubaus am Westring werde mit PV-Anlagen ausgestattet, lässt der Bürgermeister in einer nachgeschobenen Korrektur zu seiner Antwort wissen. In Gesprächen mit dem Eigentümer sei die Möglichkeit einer großflächigen PV-Anlage auf der Dachfläche thematisiert worden. „Allerdings wird diese aus Wirtschaftlichkeitsgründen vom Eigentümer nicht beabsichtigt“, heißt es in der Verwaltungsstellungnahme.
Wülfrather Modell wäre auf Hilden übertragbar
Ein anderer Fragenkomplex der BA drehte sich um ein Projekt der Stadt Wülfrath, wo durch die Nutzung einer 50.000 Quadratmeter großen Dachfläche einer Gewerbeimmobilie und der Installation von mehr als 11.000 Solarmodulen von den dortigen Stadtwerken im Jahr 2023 das größte Photovoltaik-Projekt in NRW in Betrieb genommen wurde. Im Hildener Rathaus sieht man das Projekt als „Vorzeigeprojekt“ der landesweiten Kampagne „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern”, die derzeit vom NRW-Wirtschaftsministerium, der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz und dem Landesverband Erneuerbare Energien in Partnerschaft mit verschiedenen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerk NRW durchgeführt wird. Eigentümer der Anlage seien die Stadtwerke Wülfrath Erneuerbare Energien GmbH. Nach Auffassung von Bürgermeister Pommer wäre das Wülfrather Modell durchaus auf die Stadt Hilden übertragbar. Prüfung und Realisierung hätten indes durch die Stadtwerke oder einen anderen Investor zu erfolgen.
Auf die Frage, welche Maßnahmen die Verwaltung ergreife, um das Dachflächen-Potential des überdurchschnittlich hohen Anteils von Logistik- und Industriegebäuden in Hilden zur Produktion von Solarstrom zu nutzen, bleibt der Bürgermeister eher vage. Er beschränkt sich auf allgemeine Hinweise der Wirtschaftsförderung zum Klimaschutz, der Versorgungssicherheit und der Wirtschaftlichkeit.
Der BA ist das nach Auskunft ihres Fraktionchefs zu wenig. „Wir möchten, dass die Stadt das Modell Wülfrath in Hilden aktiv bewirbt, das heißt auch mit Firmen ins Geschäft zu kommen versucht, die keine eigenen Anlagen auf ihre Dächer setzen möchten, sich aber durchaus vorstellen könnten, ihre Dachflächen an die Stadtwerke auf Zeit zu vermieten“, sagt Reffgen und ergänzt: „Dabei könnte die Stadt auch ihre Rolle als Gesellschafterin der Stadtwerke in die Waagschale werfen.“ Im Übrigen dringt die BA auf eine Beteiligung des Stadtrats an den Entscheidungsprozessen und bittet den Bürgermeister dazu erneut um Stellungnahme.