Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt sollte jedem Jugendlichen eine Chance ermöglichen. Das Stellenangebot übersteigt die Nachfrage bei weitem. Aber es ist nicht nur eine Frage des Wollens – es ist auch eine Frage des Dürfens.
Das Gastgewerbe sucht händeringend Personal. Darauf hat vor wenigen Tagen die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. Anderen Branchen geht es ähnlich. Viele Handwerksbetriebe finden schon seit Jahren keine Auszubildenden mehr. Mangels Nachwuchs mussten einzelne Fachklassen an Berufskollegs im Kreis Mettmann aufgegeben werden.
Darauf macht die Ratsfraktion der Bürgeraktion Hilden (BA) aufmerksam. Sie bezieht sich dabei auch auf aktuelle Angaben der Agentur für Arbeit, der zufolge kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs am 1. August noch immer allein 881 beim Jobcenter gemeldete freie Ausbildungsplätze auf Jugendliche warten. Viele davon in Hilden und Haan – von der großen Dunkelziffer nicht gemeldeter Plätze ganz zu schweigen.
„Das sollte prinzipiell eine gute Gelegenheit auch für ausländische Jugendliche sein, die Ausbildung als Chance zur Integration zu nutzen, den Aufenthaltsstatus zu stabilisieren und ihrem Leben eine gesicherte existenzielle Grundlage zu verschaffen“, erklärt dazu BA-Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen.
Von Amts wegen zum Nichtstun verurteilt
Er weist aber zugleich darauf hin, nicht für jeden jungen Migranten gehe dieser Wunsch in Erfüllung: „Wenn nämlich das Ausländeramt Steine in den Weg legt.“ Voraussetzung sei nämlich in den kreisangehörigen Städten, dass das Ausländeramt beim Kreis Mettmann eine arbeitsrechtliche Erlaubnis erteilt.
Die sei keineswegs selbstverständlich, so Reffgen. Werde sie versagt, blieben alle Bewerbungen, Ausbildungsangebote und Vermittlungsbemühungen auf der Strecke. Solchermaßen betroffene Jugendliche seien von Amts wegen zum Nichtstun verurteilt – häufig mit unerwünschten Konsequenzen und im Visier öffentlicher Kritik und pauschaler Vorurteile. Reffgen: „Es ist ein Dilemma, wenn junge Menschen, die arbeiten und von Sozialleistungen unabhängig werden wollen, von Arbeit und Ausbildung ferngehalten werden.“