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Nach dem Willen des Stadtrats hat Hilden seit diesem Sommer einen ‚Europaplatz‘. Im Holterhöfchen, auf einer Wiese.

Die Initiative geht auf einen Antrag der CDU zurück. Die Verwaltung sollte vor etwa einem Jahr, also im Vorfeld der Europa-Wahl, prüfen, wo in der Stadt ein solcher Platz infrage käme. Als die Prüfung nicht zum gewünschten Ergebnis führte, nahm die CDU die Sache selbst in die Hand. Ihr Vorschlag: Die Wiese im Holterhöfchen, zwischen Helmholtz-Gymnasium und Beruskolleg gelegen, solle als ‚Europaplatz‘ ausgewiesen werden.

 

An der Umsetzung des Mehrheitsbeschlusses regt sich jetzt aus der Bürgerschaft deutliche Kritik. Die Kosten für den ‚Europaplatz‘ – aus dem Rathaus mit 13.500 Euro beziffert – seien als rausgeschmissenes Geld zu betrachten, heißt es in einem Artikel der Rheinischen Post vom 13. November. Dem wird von Seiten der Verwaltung heftig widersprochen. Dazu bemerkt BA-Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen in einer Pressemitteilung:

„Dass der sogenannte ‚Europaplatz‘ zum Symbol für unnütze Kosten und als ärgerlicher Stein des Anstoßes verstanden werde, können wir gut nachvollziehen.“ Zwar habe sich die Bürgeraktion (BA) schon frühzeitig gegen die als unausgegoren empfundene Idee ausgesprochen. Die peinlich kleinkarierten Gestaltungspläne der Verwaltung hätten jedoch noch alles getoppt. „Die neuen krampfhaften Rechtfertigungsversuche aus dem Rathaus geben uns weiteren Anlass, neuerlich auf Distanz zu gehen“, so der BA-Fraktionschef.

»Armseliger hätte die Würdigung Europas kaum ausfallen können«

Im Stadtrat sei die Angelegenheit vor der Europa-Wahl auf den Tisch gekommen, weil nach Meinung einiger Fraktionen Hilden einen Europaplatz haben sollte. Ein dafür wirklich geeigneter, repräsentativer Ort habe sich jedoch nicht gefunden. Aber statt die Angelegenheit dann wieder fallen zu lassen, sei die Idee verbissen weiterverfolgt worden, um sie schließlich – CDU/SPD-basiert – im Holterhöfchen mit einer drittklassigen Lösung zu „krönen“.

Die europäische Integration und Zusammenarbeit mit drei Blumentöpfen neben einer Fahne symbolisieren zu wollen, sei in den Augen der BA geradezu lächerlich. „Armseliger hätte die Würdigung Europas kaum ausfallen können“, lautet das Urteil der BA-Fraktion. So gerate der Platz zum Ausdruck der Hilflosigkeit und zum öffentlichen Ärgernis – „eine Adresse, wo niemand wohnt, wo nur der Spott zu Hause ist. Ein gefundenes Fressen für alle, die im örtlichen Karneval ein Reizthema suchen.“

Von daher sei es nach Kenntnis der BA auch kein Wunder, dass, anders als in solchen Fällen üblich, keine offizielle Einweihung durch die Stadtspitze oder einen Prominenten stattgefunden habe: Müsse doch jeder Laudator damit rechnen, dass ihm angesichts des peinlichen Rahmens eine Laudatio zum Verhängnis werde. „Wer macht sich schon gerne selbst zum Affen?“

Kaum zu überbietende Peinlichkeit

Um mangels sonstiger, typischer Wesensmerkmale von wirklichen Plätzen im städteplanerischen Sinne der Wiese und dem doch sehr verloren wirkenden Straßenschild wenigstens eine Minimalgestaltung zukommen zu lassen, sei zur Möblierung des Ortes auf Sitzbänke zurückgegriffen worden, die eigentlich für die weitere Ausstattung der Fußgängerzone mit Sitzgelegenheiten vorgesehen waren.

Ob die Blumenkübel und ihre Bepflanzung nun einen „gammeligen“ Eindruck hinterließen – wie von einer Bürgerin vorgebracht –, liege im Auge des Betrachters, stellt die BA fest und rückt damit von Aussagen der Verwaltung ab, die sich gegen die Zustandsbeschreibung der Bürgerin verwahrt hatte. Soweit die Verwaltung jetzt versuche, rechtfertigend für den ganzen Rat zu sprechen, müsse die BA darauf hinweisen, dass sie sich bereits bei der Diskussion und Abstimmung klar von dem aus ihrer Sicht an Peinlichkeit kaum zu überbietenden Unterfangen distanziert habe, stellt Reffgen klar.

Die BA begrüße es hingegen ausdrücklich, dass angesichts der drastischen Kürzungen und schmerzhaften Einschnitte vor allem im sozialen und kulturellen Bereich, die viele Bürger zu spüren bekämen, die Bereitschaft der Menschen, Ausgaben kritisch zu hinterfragen, zunehme. Reffgen: „Mit dem Geld für diesen ‚Europaplatz‘ hätte beispielsweise ein Jahr lang das Rats-TV weiter finanziert werden können. Genau so wäre es möglich gewesen, auf Kürzungen bei Ferienmaßnahmen für Kinder oder auf einige Komplettstreichungen bei kulturellen Veranstaltungen zu verzichten.“

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