Der Anschlag von Magdeburg hat besorgte Bürger nach der Sicherheit in der Hildener Fußgängerzone fragen lassen. Vergleiche und Parallelen mit der Situation in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt zeigen, dass vor der eigenen Tür in der Sache längst nicht alles in Ordnung ist.
Die Sicherheit in der Fußgängerzone ist und bleibt ein heikles Thema. Die Bürgeraktion (BA) verfolgt die Problematik mit Anfragen und Anträgen seit vielen Jahren, anfangs ganz allgemein, was die Eindämmung des Verkehrs in der Innenstadt anbetrifft. Später, als 2018 eine Amokfahrt in der Münsteraner Innenstadt mit Toten und Verletzten auch die hiesige Öffentlichkeit in Aufregung versetzte, unter dem besonderen Gesichtspunkt nicht auszuschließender Attentate. „Und auch jetzt mit dem Anschlag von Magdeburg schrillten bei uns wieder alle Alarmglocken – ohne gleich in Panik und Hysterie verfallen zu wollen. Aber dennoch gibt der Fall Anlass, sachlich und besonnen über die Sicherheit in der eigenen Stadt nachzudenken und – ganz der Empfehlung von Innenminister Herbert Reul folgend – Konzepte zu überprüfen und gegebenenfalls entdeckte Schwachstellen zu beseitigen“, so BA-Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen.
Die Schreckensbilder aus Magdeburg hätten wie selbstverständlich auch wieder gedanklich die Frage nach dem „Was wäre wenn …?“ stellen lassen. Wie die Reaktionen aus der Bürgerschaft deutlich machen, offenbar nicht nur bei der BA.
Reffgen: „Man möchte es sich nicht ausmalen.“ Lähmende Angst sei kein guter Ratgeber. Genauso fatal und mindestens leichtsinnig wäre es jedoch, erkannte Sicherheitslücken ignorierend vom Tisch zu wischen und sich mit dem rheinischen Grundsatz „Et hätt noch immer jot jejange“ die Dinge schön zu reden.
Trotz angeordneter Sicherung durch ein Polizeifahrzeug
In Magdeburg bestand das Problem in einer nicht abgesperrten Rettungszufahrt. Die Sicherung durch ein Polizeifahrzeug war schiefgegangen. Der Vorfall deutet auf Parallelen zur Hildener Fußgängerzone, wo auch nicht alle Zuwege durch automatische Polleranlagen gesichert sind (Mühlenstraße/Am Rathaus und Warrington-Platz), damit – so das auch jetzt wieder vorgetragene Argument der Stadt – auswärtige Rettungsfahrzeuge bei Einsätzen ungehindert passieren können.
Die Bürgeraktion hält die Argumentation nach wie vor für nicht überzeugend. Reffgen: „Wir stimmen auch hier mit dem Innenminister überein, der betont, jede Sicherheitskette sei nur so gut, wie ihr schwächstes Glied.“ Ganz abgesehen vom Sachverhalt, dass bei den in 2021 erneuerten Zufahrtssperren keine Anti-Terror-Poller mit erhöhten Sicherheitsanforderungen installiert wurden. Die lückenlose Ausstattung der Zufahrten zur Fußgängerzone mit moderner Sicherheitstechnik, wie es die BA beantragt hatte, war damals am Widerstand der Verwaltung und dem Nein einiger Ratsfraktionen gescheitert.
Mit blauem Auge davongekommen
Bisher sei Hilden mit einem blauen Auge davongekommen, resümiert Reffgen und erinnert an die geistesverwirrte Frau, die 2022 mit ihrem Auto durch die Fußgängerzone fuhr. Zum Glück kamen die Passanten in der Mittelstraße damals nach einem Sprung zur Seite mit dem Schrecken davon.
Magdeburg verdeutliche allerdings nicht nur die Wichtigkeit einer beizeiten vorgenommenen Schwachstellenanalyse, sondern auch, wie dankbar eine Stadtgesellschaft sein darf, wenn sie – wie in Hilden – einen Weihnachtsmarkt zum Beispiel so über die Bühne bringt, wie er sein soll: friedlich, stimmungsvoll, harmonisch und gewaltfrei.
„Insofern dürfen wir uns zwar gedanklich dafür bedanken, dass es bisher bei uns zu keinem Berlin, Münster, Trier oder Magdeburg gekommen ist“, meint der BA-Politiker – Städte, deren Namen für Attentate stehen, bei denen die Täter grauenhaftes Unheil mit Fahrzeugen in fußläufigen Innenstadtbereichen anrichteten. „Sich in Sicherheit zu wiegen, wäre indes die falsche Schlussfolgerung.“
Richtig – jedoch zugleich gefährlich und zynisch
„Es gibt keine totale Sicherheit“ – dieser in diesem Zusammenhang immer wieder aus dem Rathaus entschuldigend vorgebrachte Satz sei richtig, jedoch auch gleichzeitig gefährlich und zynisch. „Dann nämlich, wenn er als Schutzschild dient, um dahinter grundsätzlich als notwendig erachtete Maßnahmen nicht angehen zu müssen. Im Übrigen: Was haben Menschen von dieser banalen Floskel, sollten sie tatsächlich einmal zu den Opfern gehören?“
Reffgen abschließend: „Sicher, es wäre falsch, die Situation zu dramatisieren. Aber der Vorfall von Magdeburg gibt einmal mehr Anlass, über die Sicherheitslage auf Hildens Flaniermeile nochmals nachzudenken, die nicht nur am Rosenmontag bei Menschenmassen um die 20.000 eine verlässliche Lösung erfordert.“