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LUFTREINIGER III – ‚Jugend-forscht‘-Projekt hat in Hilden keine Chance

By 28. März 2021Kommentar

Corona im Spannungsfeld zwischen Berlin, Düsseldorf und Hilden. Eine kritische Betrachtung aus lokaler Sicht.

 

Von Ulrich Siedentop und Ludger Reffgen

Was für eine Woche! In Berlin eine Kanzlerin, die die staunende Bevölkerung für das Hin und Her bei den Corona-Maßnahmen öffentlich um Entschuldigung bittet. In Hilden ein als promovierter Chemiker stadtbekannter Umweltaktivist, der am örtlichen Helmholtz-Gymnasium (HGH) ganzen Schüler-Generationen das kleine und große Einmaleins chemischer Verbindungen vermittelte, nun vor der immensen Aufgabe, dem Umwelt- und Klimaschutzausschuss sein patentiertes System zur Reinigung der Raumluft von Viren vorzustellen – und dabei an die Grenzen seiner pädagogischen Fähigkeiten stößt. Das Spektrum der Ereignisse hätte in den letzten Tagen kaum gegensätzlicher sein können.

Bedauerlich, dass die Präsentation des Dr. Walther Enßlin im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz von vornherein nur unter erschwerten Umständen stattfinden konnte, weil selbst der Technische Dezernent Stuhlträger und das ihm unterstehende Amt für Gebäudemanagement nicht in der Lage waren, die Präsentationstechnik in der Aula des HGH in Betrieb zu nehmen. Auf die Idee, einen tragbaren Beamer aus der Verwaltung zu beschaffen, oder als „Plan B“ gar gleich bereitzuhalten, kam niemand.

Das, was Enßlin vorstellte und bei „Jugend forscht“ Preise eingeheimst hatte, war ob seiner Schlichtheit für die meisten Ausschussmitglieder wohl nicht nachvollziehbar. Denn außer dem BA-Ausschussmitglied Doris Spielmann-Locks schien sich niemand vorstellen zu können, Enßlins System einfach mal auszuprobieren. Dabei wäre der wirtschaftliche Schaden im Zweifel überschaubar gewesen: 30 bis 50 Euro!

Parteien ringen um Ausreden

Stattdessen rangen die Parteien um Ausreden und Möglichkeiten, keine Entscheidung treffen zu müssen. Während die FDP ihr Nein mit der ablehnenden Haltung des Rates begründete, argumentierten die SPD-Vertreter sogar damit, dass sie keine Fachleute seien – und trafen damit ungewollt den Nagel auf den Kopf.

Die CDU blieb untätig und offenbarte erneut ihre Entscheidungsschwäche. Das ist umso bemerkenswerter, als ihre Fraktionsvorsitzende, die Landtagsabgeordnete Schlottmann, ihre Landtagsrede vor wenigen Tagen mit den Worten einleitete: „Eines müsste nach einem Jahr Corona doch eigentlich klar sein: Die Bewältigung der Pandemie ist eine riesige Herausforderung, die eine ungeheure Verantwortung mit sich bringt. Eine Verantwortung über die Gesundheit, eine Verantwortung über Existenzen, eine Verantwortung über unser aller Leben.“

Warum die CDU an die Gesundheit der Hildener Bürgerinnen und Bürger wiederum andere Maßstäbe anlegt, blieb offen. Zur Erinnerung: Die für den laufenden Monat anberaumte Schul- und Sportausschusssitzung, in der Gesundheitsschutzmaßnahmen zu besprechen waren, fiel mit Billigung der Ausschussvorsitzenden Schlottmann aus.

Nur die Grünen freuten sich so nachhaltig über Enßlins Luftreiniger, dass sie ihn mit ihrer entschlossenen Enthaltung unterstützen wollten. Da mochte auch der Ausschussvorsitzende nicht mehr beiseite stehen und eierte ganz österlich mit der offen gebliebenen Frage „nach einer Behörde, die helfen könne“ auf das Ende der Diskussion zu.

Ergebnis: Der Antrag, Klassenräume mit Luftreinigern auszustatten, wird vertagt. Um drei Monate, in den Schul- und Sportausschuss. Dort hat das Schulamt die Federführung. Dessen Amtsleitung hatte Enßlin bereits im vergangenen Herbst über das kostengünstige Luftreinigungspatent informiert. Eine Antwort hat er trotz mehrmaliger Nachfragen bis heute nicht bekommen.

Fazit: Angesichts steigender Corona-Fallzahlen besteht wenig Hoffnung, dass Hildener Schulen nach Ostern sicher geöffnet werden können. Schließlich sind bis dahin zwar die meisten Lehrer, aber weder die Kinder und Jugendlichen noch eine nennenswerte Anzahl von Eltern geimpft.

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